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Ohne Motivation kein Erfolg
21.11.2015
Haben wir eine richtige Entscheidung getroffen? Schöpfen wir unser ganzes Potenzial aus? Nutzen wir die Möglichkeiten, die sich uns bieten, aus? Das sind die zentralen Fragen, die uns das Stück „Kreise/Visionen" im Schauspielhaus Graz vermittelt.

"Kreise/Visionen", Regie von Dominique Schnizer, ist zusammengestückelt aus kleinen Szenen, die dem Alltag entrissen, jedoch aus dem Alltag stammend sind, beginnend beim Mittelalter und endend in unserer Zeit. Jedoch haben diese alle eines gemeinsam: sie machen uns klar, dass nicht Kriege, soziale Stellung, Glaube oder sonstiges über unser Leben regieren, sondern ausschließlich wir selbst.

Ob eine aristokratisch lebende Mutter es der Gesellschaft vorwerfen kann, dass sie ihr neugeborenes Kind  —  wie es zu den damaligen Zeiten, aber auch heutzutage noch Alltag ist (Kinderwagen, Kinderwiege)  —  ausschließlich zur Betreuung durch Personal freigibt und dieses an der Folge der Trennung von der Mutter und der damit verbundenen Stresssituation stirbt. Denn schließlich war es ihre Entscheidung, sich den Vorstellungen und Werten der Gesellschaft anzupassen.

Der Ehemann dieser aristokratischen Frau bietet einer Dienerin, die mit einem Diener verheiratet ist, eine Aufstiegschance an. Behandelt er sie ausschließlich als ein Sexobjekt? Vermutlich, auch wenn es keine eindeutigen Hinweise darauf gibt, ist es offensichtlich, dass ein Mann in einer Frau ein Sexualobjekt sieht, was biologisch völlig logisch ist. Sie steht vor der Wahl, beim Ehemann zu bleiben oder sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Eine Entscheidung, die einem den Kopf verdrehen könnte, die aber nur sofort oder nie getroffen werden kann, denn eine zweite Chance gibt es nicht.

Den Arbeitslosen wird ein Coach zur Verfügung gestellt, von dem sie alles lernen können und der ihnen einmal die Woche zwei Stunden seiner Zeit kostenlos zur Verfügung stellt. Eine Möglichkeit, die man sofort und in voller Länge ausnutzen sollte. Was die Arbeislosen nicht tun. Der Wurm ist wohl nicht in deren Unfähigkeit, sich zu präsentieren oder sich zu verkaufen, begraben, sondern in deren Motivationslosigkeit. Es scheint denen gut genug beim Nichtstun und Kassieren der Sozialgelder zu gehen.

Zum Erfolg gehört wohl eine große Motivation, auch wenn diese nicht immer vom Positiven ausgeht. Denn der Coach, überzeugend und brillant von Franz Solar gespielt, selbst wurde zum Erfolg aufgrund seiner Notlage gezwungen. Sein Sohn brauchte nämlich eine Organtransplantation, für die er kein Geld hatte.

Eine Mischung aus schrägen, herzzerreißenden Momenten (eine Köpfung eines Unbekannten für eine unbekannte Tat; Säuglingstod; Ritter, deren Gedicht von Gräueltaten berichtet) und aufheiternden Momenten (Diskokugel und Conférencier, der dem Publikum Erfolg verspricht) machen die Vorstellung zu einem Schauplatz der Emotionen und Phantasien, die ausschließlich in unseren Köpfen leben. Karge schlichte Bühnendekorationen von Christin Treunert, bestehend aus leeren Gängen, kaum Mobiliar mitsamt Cellospiels verstärken das Einsamkeitsgefühl sowie die Leere des Menscheninneren.

Wir schließen uns dem Schlusswort des Conférenciers an: Träume gehören in die Märchen, wir fangen zu leben an!

VS

Fotos: Lupi Spuma/ Schauspielhaus Graz

die-frau.at