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Lassen sich Frauen von der Fußball-EM in den Schatten drängen?
18.06.2012
In Polen und der Ukraine sind die Spiele des Achtel-Finales bald durch, die ersten Verlierer-Mannschaften können schon ihre Koffer packen. Und die-frau stellt sich die Frage, zählen auch die Frauen zu den Verlierern der Europameisterschaft?

Nachdem dieses Ereignis vor allem auch ein Fernseh-Ereignis darstellt, muss man die Frage nach den verschiedenen Standorten der Frauen ausrichten. Da gilt einmal jener vor der Kamera. Hier sind zuallererst – was die größte Aufmerksamkeit einer größtmöglichen ZuseherInnenzahl anbelangt – jene hübschen Gesichter, die bei Kamera-Schwenks ins Publikum sekundenweise wie Perlen in den Männerhaufen gezeigt werden. Besonders beim Spiel Griechenland: UDSSR wurde drei-, vier-mal inmitten der blau-weiß gemusterten Männerhaufen eine blonde Frau gezoomt. Fast hievte sie die Bildregie in den Status eines Glücksengels - Griechenland gewann gegen überlegene Russen 1:0. Die Frauen unter den Fans werden sicher überproportional zu ihrer tatsächlichen Zahl im Publikum als Blickfang gezeigt. Der ÖFB (Österreichischer Fußballbund) wollte das 2008 ändern und gab Eintrittskarten für Frauen um bis zu 87 % billiger her. Dagegen wurde im Rahmen der Gleichbehandlungsgesetze wegen sexueller Diskriminierung männlicher Fans geklagt. Inzwischen ist diese Form von sexueller Diskriminierung von männlichen Fans wieder eingestellt. Gleichwohl äußerte sich Bundeskanzler Faymann gegenüber dem Verfassungsgerichtshof 2009 dahingehend, dass er die Ungleichbehandlung von Mann und Frau in der Frage der Eintrittskarten aus seiner Sicht für gerechtfertigt halte (siehe: http://www.wien-konkret.at/soziales/maennerdiskriminierung/fussball-tickets/). Die zweite Gruppe vor der Kamera sind die Spieler-Frauen, von denen einige sicher Models, wie Irina Shayk von Fußball- und Frauen-Star Ronaldo, und sehr schön sind. Am Rande der Veranstaltungen schlagen die Fans in ihrer Erregung gleich auch bei den nicht gezeigten Frauen, bei den EM-Prostituierten, über die Stränge.
 
Ambivalente Frauen-Fußballerinnen

Zur Anfangsfrage kehren wir mit den aktiven Fußballerinnen zurück. Sie müssen zuerst mal gegen das Dogma anlaufen, dass Fußball eine der letzten Domänen von Männern ist. Oder dagegen, dass Frauenfußball im Widerspruch zu sonst geltenden Körper- und Schönheitsidealen stehe, weil sie ja bei entsprechendem Einsatz automatisch maskuline Züge annehmen würden. Selbst dann scheint es für Frauen aufgrund physiologischer Bedingungen riskant, dass sie in ein Kopfballduell gehen, bei dem nicht selten die Schädel ordentlich zusammenkrachen. Oder das Beispiel der Mauer bei einem Freistoß: Männer haben hier nur ein Weichteil zu schützen und decken mit einer Hand Penis und Hoden ab. Frauen hingegen haben hier wesentlich größeren Schutzbedarf. Sie müssten oben die volle Breite der Brust abdecken und mit der anderen Hand noch unten die Vagina. Von Feministinnen wird Frauenfußball gendermäßig aufmunitioniert: Mit dem Frauen-Fußball werde Gleichberechtigung erreicht. Tatsächlich sehen sich die Kickerinnen weniger als Speerspitzen der Emanzipation sondern als Akteure mit Spaß am Spiel mit dem Ball. Feministinnen prangern gerne  die so genannte männliche Gewalt im Fußball an. Es zeugt nicht gerade von solider Kenntnis der Materie, wenn sie dabei außer Acht lassen, dass die richtige Taktik und das Einhalten dieser vom Trainer vorgegebenen Spielweise, sowie das Zusammenspiel der einzelnen Spieler und die raffinierte Schusstechnik bei weitem wichtiger für den Erfolg sind als das krude Umhacken des Gegners. Von den Akteurinnen des Damenfußballs wird oft geklagt, ihr Sport hätte keine gute PR und würde von den Medien nicht entsprechend wahrgenommen. Will man aber Fragen an sie richten, wird man erstaunt feststellen, dass sie sich einigeln und zu schweigen belieben. Zurzeit gibt es in Österreich 330 Frauenvereine. Stärkster Verein ist der SV Neulengbach, in Graz gibt es den DFC LUV. Chancen auf eine vage Profi-Karriere bestehen nur dann, wenn die Kickerinnen schon im Volksschulalter gezielt trainieren. 
 
 
Anspannung und Spaß der Zuschauerinnen


Besonders höhere Schulmädchen erwecken oft den Anschein, sie interessierten sich intensiv für die Spiele der EM. Doch bald wird klar: Sie kleben nicht vor dem Fernsehschirm und gehen bald irgendeiner anderen Beschäftigung nach. Manche meinen, eventuell würde das Interesse der weiblichen Fans noch steigen, je näher es zum Endspiel komme. Vorderhand schauen Männer sich  spannende Spiele bis zum  Ende an, Frauen harren nur bei Spielen ihrer Lieblingsmannschaft bis zum Ende aus. Oft werden die weiblichen Fans überrascht, dass sie vom Spiel ihrer Lieblinge heftig mitgerissen bzw. affiziert werden. In jedem Fall bietet die EM die Chance, dass Väter ihren Töchtern die Abseitsregel erklären können. Auch können sie als selbst Fußball Spielende manche Mätzchen der Spieler bloßstellen und darüber mit ihren Töchtern lachen können. Letzteren gefällt auch die Vorinformation über das Land und seine Leute besser als den hartgesottenen Ultra-Fans. Reifere Frauen nehmen den Fußball achselzuckend als Vernarrtheit der Männer zur Kenntnis.

Derzeit bringen die Frauen der Männer-Fußball-EM wohl dasselbe geringe Interesse entgegen wie das ganze Sportpublikum, also männliche und weibliche Fans zusammen, den Frauen-Fußballspielen. Wenn Frauen durch die Aufmerksamkeitsminderung der Männer auch eine Art indirekter Verlierer der EM darstellen, so nehmen sie das cool hin in dem Wissen, dass schließlich das männliche Interesse vom Rund des Balls bald wieder auf die Rundungen ihrer Körper zurückehren wird. Ganz zu schweigen vom Tor-Transfer.



 WaHo
 
Fotos: wikipedia.com
 

die-frau.at